Wie bist du Bauleiter geworden? Welche Ausbildung hast du genossen? Seit wann bist du bei der Firma Fröschl und was schätzt du an der Firma?
Ich habe die HTL Tiefbau in Innsbruck besucht und anschließend das Studium „Baubetrieb und Bauwirtschaft“ absolviert. Nach der Diplomprüfung war meine erste Wahl die Firma Fröschl. Während meiner Schulzeit durfte ich dort schon zweimal ein Praktikum absolvieren – einmal auf der Baustelle und im Büro. Mir war es wichtig, bei einer Tiroler Firma Baustellen in der Region zu realisieren, um auch für meine Familie da sein zu können. Nach einem Bewerbungsgespräch mit dem jetzigen Hochbau Divisionär Josef Ascher begann ich am 27.10.2004 im Hochbau als Techniker.
Was gefällt dir an deiner Arbeit als Bauleiter?
Ich schätze die Vielseitigkeit an meinem Beruf. Ich erledige viele Arbeiten im Büro und bin dann aber auch auf der Baustelle im Einsatz.
Als Bauleiter muss man mit Druck umgehen können. Termine und Kosten sind einzuhalten. Du musst deine Leistung bringen und gleichzeitig deine Kollegen motivieren. Das fordert einen und macht die Arbeit abwechslungsreich und interessant. Jedes Bauprojekt ist ein Unikat, man arbeitet an unterschiedlichen Orten, baut bei fast allen Witterungsverhältnissen und hat oft eine andere Mannschaft unter sich. Es ist immer wieder etwas Neues und Spannendes dabei.
Was sind generell die Aufgaben eines Bauleiters und mit wem arbeitest du zusammen?
Ich habe zwei rechte Hände. Einerseits meinen Techniker und andererseits meinen Polier auf der Baustelle, der die Mannschaft führt. Eine Baustelle kann nur funktionieren, wenn Bauleiter, Techniker und Polier an einem Strang ziehen und sich auf Augenhöhe begegnen. Wir wissen, was der andere tut und verlassen uns aufeinander.
Bei meiner Arbeit stehen Terminplan und Kostenrahmen im Vordergrund. Der Techniker muss gut und pünktlich abrechnen und die Bestellungen mit mir gemeinsam durchgehen. Nur dann kann der Polier den Bau mit seiner Mannschaft auch gut und termingerecht umsetzen. Man muss sich laufend abstimmen und gemeinsam Lösungen in herausfordernden Zeiten erarbeiten.
Darüber hinaus bin ich für die Betreuung des Bauherren und der örtlichen Bauaufsicht sowie für alle Baubesprechungen verantwortlich. Außerdem muss die Arbeitssicherheit auf der Baustelle gewährleistet sein. Dazu gibt es einen Baustellen-Koordinator, der einmal in der Woche die Baustelle in Sachen Sicherheit prüft. Ich möchte, dass am Ende des Tages alle gesund nach Hause zu ihren Familien gehen können.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Die Frage bringt mich zum Lachen, denn es gibt keinen richtigen Arbeitsalltag. Man muss als Bauleiter immer einen Monat vorausdenken und es kann sich in dieser Zeit sehr oft etwas ändern, weil es sehr viele Variablen gibt. Zum Beispiel kann der Plan länger dauern, das Wetter kann sich ändern oder man braucht ein Spezialbauteil, das man nicht so schnell bekommt. Das heißt, es gibt ständig Anpassungen und mit dem muss man umgehen können. Deswegen war ich auch froh, dass ich als Techniker bei der Firma begonnen habe und langsam in die Rolle des Bauleiters hineinwachsen konnte.
Reden wir über dein aktuelles Projekt – das Fröschl Haus. Die weiße Sichtbetonfassade ist im Entstehen. Was kannst du uns darüber berichten?
Diese vorgesetzte Ortbetonfassade ist ein Unikat. Die weiße Farbe des Betons kommt durch Weißzement zustande. Insgesamt gibt es 100 Fassadenabschnitte und wir arbeiten in drei Partien zu je drei Leuten. Pro Abschnitt (Dämmung bis Betonage) brauchen wir ca. eine Woche, werden aber immer schneller.
Ich darf hier ein großes Lob an die Mannschaft aussprechen. Man merkt die Erfahrung, aber auch den Willen und die Motivation seit Anbeginn. Jeder Einzelne denkt hier mit, gemeinsam entwickeln die Kollegen auch immer neue Ideen um den Fortschritt der Fassade zu beschleunigen. Was mich selbst sehr freut, ist der Umweltgedanke, der sich in dem Beton der Sichtbetonfassade versteckt. Die Zuschläge des Betons werden in Tirol produziert und beigemengt. Das spart Emissionen und lange Lieferwege.
Das beigemengte Titandioxid baut Schadstoffe aus der Luft bei Sonneneinstrahlung ab und außerdem reinigt sich die Fassade in Bezug auf organische Stoffe selbst. Das verhindert den Bewuchs mit Algen, Pilze oder Moos. Diese Fassade ist sicherlich einzigartig. Der Aufwand ist es am Ende definitiv wert und ich freue mich, wenn sie fertig ist.
Schauen wir ins Innere des Fröschl Hauses, das Beobachter ja noch nicht kennen. Was ist dein Lieblingsplatz?
Die Innenhöfe Nord und Süd werden sicherlich tolle Plätze für konstruktive Diskussionen unter Kollegen und laden auch zu einem netten Beisammensein ein. Beide Höfe sind komplett konträr. Im Innenhof Süd hat man die schräge Südfassade im Blick, die sich nach Westen hin öffnet. Auch der Innenhof Nord hat seine Reize, da dieser von einer Glasfront, die über drei Stockwerke reicht, umgeben sein wird. Von Stock zu Stock öffnet sich der Hof durch Terrassen – das gefällt mir sehr gut.
Das Fröschl Haus wird mit BIM (=Building Information Modeling) geplant. Kannst du uns das kurz erklären? Wie ist es euch mit der BIM-Planung ergangen?
Das Ziel von BIM ist es, einen digitalen, dreidimensionalen Zwilling eines Bauwerkes zu haben. Alle relevanten Bauwerksdaten werden digital erfasst, kombiniert und modelliert. BIM bringt in der Planung große Vorteile, wobei wir beim Fröschl Haus einen gewissen Lernprozess durchlaufen. Dieser wird sich in Zukunft bei anderen Bauprojekten auszahlen. Auch das Facility Management wird große Freude haben, da alle Informationen auf Knopfdruck verfügbar sind.
Was möchtest du jungen Menschen, die auch Bauleiter werden wollen, auf ihren Weg mitgeben? Welche Eigenschaften zeichnen einen guten Bauleiter aus?
Man muss geschaffen sein für diese Arbeit. Nicht jeder, der will, kann Bauleiter oder Techniker sein. Zum einen braucht es das technische Know-how. Das bekommt man durch eine HTL oder durch eine Lehre am Bau. Was man noch braucht, sind zwei Dinge, die dir am Ende des Tages keiner beibringen kann: Belastbarkeit und Organisationstalent. In unserem Beruf sind wir ständig in Bewegung, laufend ändert sich etwas. Das muss man mögen und auch damit umgehen können. Dann wird man ein guter Bauleiter sein.