Die Transformation eines bestehenden Speichers
Fügt man ein leer stehendes Gebäude wieder seiner ursprünglichen Bedeutung zu,
schließt sich wahrscheinlich am wirkungsvollsten der Kreis zu den Ansprüchen echter
Nachhaltigkeit. Natürlich sind die Anforderungen an einen Getreidespeicher nicht die
gleichen wie an einen Pelletsspeicher. Jedoch ergeben sich viele Parallelen in der
bestehenden Struktur, die man nutzen kann und die die Transformation des Gebäudes
als sehr gelungen gestalten.
Wie alles begann
Das Tiroler Energieunternehmen Gutmann war auf der Suche nach einem passenden und vor allem zentral gelegenen Standort für einen Pelletsspeicher mit dem sich ganz Tirol mit Pellets versorgen lässt. Dabei „stolperte“ man über einen alten Bekannten von
uns: Den Rauch-Getreidespeicher im Haller Gewerbegebiet, den wir bereits in den 1970er-Jahren mittels Gleitschaltechnik errichten durften.
Damals war der Aufbau des Turms schon allein deshalb etwas Besonderes, weil man den Turm von der Bodenplatte bis nach oben in einem Guss betonieren musste. Eine Hydraulik-Schiene hob dabei die Schalung in 2-Zentimeter-Schritten aufwärts, während Lot und Schalung laufend kontrolliert wurden. Um Qualität und Optik zu garantieren, wurde rund um die Uhr in 12-h-Schichten am Turm gearbeitet, denn sobald der Beton angehärtet war, musste sofort der nächste Teil darüber betoniert werden. In 24 Stunden „glitt“ die Schalung rund 3 Meter hinauf, lediglich bei starkem Wind oder Sturm wurde kurz unterbrochen. Pro Schicht wurde dabei eine Betonmenge von ca. 67 m³ verbaut.
Wie aus dem Getreidesilo ein Pelletsspeicher wurde
Beim Umbau des alten Getreidespeichers zu einen modernen Pelletsspeicher, die von den Architekten Obermoser und Hanno Schlögl und ZSZ Ingenieure geplant wurde, ergaben sich völlig neue Aufgaben als noch bei der ursprünglichen Errichtung des Turms. Während die äußere Struktur des Turms nahezu unverändert blieb, erfolgte im Inneren ein massiver Rückbau der einzelnen Schichten, Geschosse und Kammern, um Platz für einen Liftschacht zu schaffen, der das Erdgeschoss mit dem neuen „Kronengeschoss“ ganz oben verbinden sollte. Die Aushöhlung des Turms erfolgte von oben nach unten und gestaltete sich als nicht alltägliche Aufgabe. Ebenso verlangte der Aufbau des Liftschachts außerordentliche Präzision und absolute Schwindelfreiheit. Mit einer Turmhöhe von 48,20 Metern wurde auch die Technik an ihre Grenzen gebracht. So erreichte einer der beiden Kräne eine schwindelerregende Höhe von 55 Metern.
Das Tüpfchen auf dem i
Das Obergeschoss selbst setzt dem neuen Gutmann Pelletsspeicher wahrlich die Krone auf und erweitert den Turm um aufsehenerregende Besprechungs- und Tagungsräume, die in Sichtbeton und Glasbauweise realisiert wurden und mit einem imposanten 360°-Grad-Panoramablick über das ganze Inntal beeindrucken.
Technisch weitaus anspruchsvoller war jedoch der zweistöckige Zubau an den Turm, der zur Gänze in Sichtbeton erfolgte und nun die Büros des Unternehmens beherbergt. Eine weitere von uns betonierte Besonderheit verbirgt sich zudem noch im Inneren des Turmes: Ein riesiger Betontrichter, der mit Abmessung von 5 mal 5 Metern und einer Höhe von 2 Metern so groß wie ein ganzer Raum wurde.
Das Kronengeschoss bietet einen atemberaubenden Blick über Hall hinaus ins Unterinntal. Fotonachweis: © David Schreyer