Ein neues Top-Level für die HTL Bau & Design
Wo wäre ein wahres Lehrbeispiel für modernes und offenes Lernen und Werken wohl besser aufgehoben als in einem Schulgebäude? Noch dazu, wenn es sich dabei um die Höhere Technische Lehranstalt für Bau und Design handelt. Die gelungene Aufstockung des Hauptgebäudes der HTL-Trenkwalderstraße in Innsbruck sowie die Neugestaltung des Vorplatzes hat sich allerdings nicht nur in Sachen Nutzflächenerweiterung (+1.700 m²) ein lupenreines „Sehr gut“ verdient, sondern wurde verdienterweise auch mit der „Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen 2022“ prämiert.
© David Schreyer
Auffällig unauffällig in ein modernes Zeitalter geführt
Von außen betrachtet brechen Linienführung und Abmessung des neuen Dachgeschosses nicht gänzlich mit dem Bestand aus den 1970er-Jahren. Ein gläsernes Band übernimmt exakt das Höhenmaß der darunterliegenden Fensterebenen, gleichzeitig verleiht die dunkle Metallfassade darüber dem neuen Stock durch eine Trapezblechhaut zwar einen eigenen Charakter, doch gleichzeitig einen gekonnten Abschluss.
Das Innere präsentiert sich hingegen überraschend hell, mit viel Weißtannenholz, großzügigen Glasflächen, einem durchgängigen Terrazzoboden in unterschiedlich verlegten Bahnen und einer hölzernen Lamellen-Dachkonstruktion. Diese bringt sehr viel Tageslicht in alle neuen Klassen- und Werkräume, die zwar optisch durch Glastrennwände miteinander verbunden, aber gleichzeitig akustisch völlig voneinander getrennt wurden.
4. OG mit CAD-Sälen und EDV-Räumen
Bewusst eingesetzter Sichtbeton
Der Gebäudekern des Hauses, in dem sich der Lift und die Stiegenhäuser befinden, nimmt durch gestrahlte Betonflächen aus Sichtbeton bewusst Bezug zum massiven Altbau darunter. Zugleich erzielen die gefrästen und hydrophobierten Sichtbetonflächen - einer Technik, bei der eine durchsichtige Schutzschicht aufgetragen wird - einen feinen Kontrast zur übrigen Materialwahl im Inneren des neuen Obergeschosses.
Die edle Zurückhaltung der betonierten Flächen schlägt sich in überraschenden Zahlen nieder: Rund 400 m³ Beton (davon 80 m³ Sichtbeton) wurden im Gebäude verbaut und allein 320 m³ für Sichtbetonschalungen aufgewendet.
Was war die größte Herausforderung?
Einerseits mit dem niedrigen Kran zurande zu kommen, der aufgrund der Einschränkungen durch die Einflugschneise des Flughafens nicht zu hoch sein durfte und andererseits trotz der kompletten Dachabtragung zu jeder Zeit die Dichtheit während des Schulbetriebes zu gewährleisten. Doch diese Anstrengungen waren für den Bauleiter am Ende kaum der Rede wert. Vielmehr erfüllte es ihn mit großem Stolz als ehemaliger Schüler der HTL bei diesem besonderen Betonbauprojekt mitgewirkt zu haben.