Ein modernes Kultur- & Veranstaltungszentrum
Lange Zeit lag Schloss Matrei-Trautson in Trümmern, zerstört von amerikanischen Bombern in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkriegs. Doch im Zuge eines engagierten Revitalisierungsprojekts wurde die einstige „Perle des Wipptals“ gekonnt in die Gegenwart geholt und erstrahlt nun nicht nur in neuem Glanz, sondern auch in neuer Funktion: Als modernes Kultur- und Veranstaltungszentrum.
Bauen wie vor Jahrhunderten
Der Wunsch, die alte Burg, die 1221 von Graf Albrecht II. von Tirol errichtet wurde, zu sanieren, bestand schon lange. Denn Schloss Trautson wurde bereits durch die Sprengungen beim Bau der Brennerbahn im Jahre 1886 arg in Mitleidenschaft gezogen. Nach der völligen Zerstörung im 2. Weltkrieg stand das alte Gemäuer über viele Jahrzehnte leer, bis ein Architekturwettbewerb den Sanierungs- und Erhaltungsplänen neues Leben einhauchte. Der von Gertrud Tauber und Andreas Semler von architektur:lokal entwickelte Gewinnerentwurf zeichnet sich durch einen gekonnten Umgang mit dem denkmalgeschützten Bestand aus und ließ eine der ältesten Betonarten wieder neu aufleben.
Einzigartig in ganz Tirol
Die größte Herausforderung lag im Massivau, der - ausgeführt in Stampfbeton - in dieser Art tirolweit seinesgleichen sucht. Der bewehrungsfreie Stampfbeton wurde bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts insbesondere beim Bau von Fundamenten und Brückenpfeiler angewandt. Mit dem Aufkommen der Stahlbetonbauweise Anfang des 20. Jahrhunderts verschwand das archaisch wirkende Baumaterial jedoch beinahe völlig von der Bildfläche. Als Neuinterpretation der historischen Burgmauern wurde beim Projekt Schloss Trautson eine Stampfbetonmauer auf den Bestand aufgesetzt, die sich über zwei Ebenen nach oben zieht. Die mittlere Wandstärke der durch Druckstöße verdichteten Mauer beträgt dabei massive 65 Zentimeter und war aufgrund fehlender Erfahrungswerte absolutes Neuland.
Aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse wurde das komplette Gebäude auf spezielle Druckpfähle gestellt, die direkt in das Fundament eingebunden wurden. Gleichzeitig mussten die bestehenden Burgmauern erhalten und mit Spritzbeton unterfangen werden. Der Stampfbeton selbst wurde in verschiedenen Stärken aufgetragen, um sich optisch nicht zu sehr vom historischen Bestand abzuheben. Aus diesem Grund "stampfte" stets die gleiche Mannschaft, damit eine gleichmäßige Optik erzielt werden konnte.
Erfolgreich auf Neuland gewagt
Beim Gesamtbild des Gebäudes wurde ohnehin nichts dem Zufall überlassen. So wurde bereits im Vorfeld anhand von Musterwänden die richtige Betonrezeptur hinsichtlich Farbgebung und Korngrößen ausgewählt. Bauherrschaft und Architekten entschieden sich am Ende für einen einfärbigen Stampfbeton mit einheitlicher Korngröße, um eine größtmögliche Homogenität zu gewährleisten. Handwerklich heraufordernd war die Erstellung der überhängenden Schalung und der Betoneinbau in Stampfbetonoptik sowie die Übergänge der Stampfbetonaußenwände auf die Sichtbetoninnenbauteile.